Die deutschen Baupreise explodieren!
Bauen verteuert sich in Deutschland so stark, wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude kostete im Februar vier Prozent mehr als im Vorjahresmonat. „Das ist der höchste Anstieg der Baupreise seit November 2007 mit 5,8 Prozent“, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die Bauindustrie macht dafür die starke Nachfrage, höhere Materialkosten und strengere Vorschriften verantwortlich.
Im Wohnungsbau gibt es eine Tendenz zur Überregulierung. „Bei den Standards wird immer weiter obendrauf gesattelt, das landet dann ebenfalls in den Preisen“. Dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen zufolge hat sich die Zahl der Bauvorschriften seit 1990 mehr als vervierfacht auf mittlerweile 20.000 – von den Bereichen Lärm- und Brandschutz bis hin zur Energieeinsparverordnung und Barrierefreiheit.
Hier zwei Beispiele:
Beispiel 1:
München wächst und Miet- und Kaufpreise steigen immer weiter. Immer mehr Menschen ziehen deshalb ins Umland der Stadt - etwa nach Oberhaching.
Wer ein Einfamilienhaus in Oberhaching kauft, muss heute doppelt so viel bezahlen, wie 2012. Der durchschnittliche Kaufpreis von Einfamilienhäusern hat 2017 erstmals die Millionenmarke durchbrochen. „Früher, wenn die Leute Lehrer waren oder bei BMW gearbeitet haben, konnten sie sich hier ein Haus leisten", sagt Florian Schelle, Bürgermeister von Oberhaching. Heute sei das anders. Manche sagen, dass Oberhaching zum zweiten Grünwald werden könnte.
Oberhaching liegt 15 Kilometer von München entfernt und hat 13.500 Einwohner.
Es herrscht eine Stimmung wie am Pokertisch. Grundstücke in Oberhaching kosten mehr als 2.000 Euro pro Quadratmeter. „Das hätte man sich vor fünf Jahren nicht vorstellen können", sagt ein Makler. Die Nachfrage ist groß: Auf ein Verkaufsangebot kommen bei ihm 50 Anfragen.
Beispiel 2:
Seit 2004 haben sich die Kaufpreise für Wohnungen in Frankfurt verdoppelt. Durch den Brexit könnte es zu einem weiteren Preissprung kommen.
Die Angebots-Kaufpreise für Eigentumswohnungen hatten sich bereits im zweiten Halbjahr 2017 um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöht. Im Vergleich zu 2004 liegt das Plus sogar bei 99 Prozent.
Jeder zusätzliche Zuzug, und selbst wenn es nur einige tausend Mitarbeiter der Banken sind, wird die Kaufpreise in Frankfurt weiter antreiben.
Laut JLL (Jones Lang LaSalle) lag der durchschnittliche Angebots-Kaufpreis für Eigentumswohnungen in Frankfurt im zweiten Halbjahr 2017 bei 4.830 Euro je Quadratmeter. Im Premium-Segment ermittelten die Kollegen von Engel & Völkers für das Gesamtjahr 2017 einen durchschnittlichen Einstiegspreis von 7.500 Euro pro Quadratmeter.
Das Dilemma in Deutschland:
Auf der einen Seite beobachten wir eine rasante Landflucht. Das bedeutet, dass immer mehr Menschen den Wohnraum in ländlichen Gegenden verlassen, um in die urbaneren Städte zu ziehen. Auf der anderen Seite explodieren die Immobilienpreise und damit auch die Mietpreise in den Städten und deren Speckgürteln.
Wenn sich wohnen keiner mehr leisten kann, dann birgt das explosiven Zündstoff.
Ihr Experte für Geld und Kapitalanlagen
Uwe Hammerschmidt